Osteopathie
Die Osteopathie wird als manualtherapeutischer Ansatz zur Behandlung von Dysfunktionen der Gelenk- und Gewebemobilität definiert. Wörtlich übersetzt bedeutet der Begriff „Osteopathie“ Knochenleiden – diese Behandlungsmethode bezieht jedoch alle Gewebearten mit ein. Sie hat ihre Wurzeln im Amerika des späten 19. Jahrhunderts und wurde begründet von dem Landarzt Andrew Taylor Still.
Die craniosacrale Betrachtungsweise (Cranium = Schädel, Sacrum = Kreuzbein) des menschlichen Körpers, hat ihren Ursprung in der „kranialen Osteopathie“. Diese entwickelte der amerikanische Osteopath William Garner Sutherland – ein Schüler Stills - in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts aus der Erkenntnis heraus, dass auch die Schädelknochen beweglich sind. Mit zunehmend ganzheitlichen Denkansätzen und Entdeckung der selbst regulierenden Fähigkeiten des menschlichen Körpers, begründete John E. Upledger im Jahr 1985 schließlich die „CranioSacrale Osteopathie“.
Blockaden und Fehlstellungen, Narben und Gewebsverhärtungen, Spannungszustände der inneren Organe sowie Irritationen des Nervensystems führen zur Einschränkung von Mobilität und Motilität auf allen Ebenen des Körpers. Dieser muss dann einen großen Teil seiner Lebenskraft aufwenden, um das „System Mensch“ weiterhin funktionsfähig zu erhalten. Symptome treten auf und ein Krankheitsbild entsteht.
Die osteopathische Behandlung, kann das Nervensystem dabei unterstützen, stagnierte Prozesse zu vollenden und gebundene Energien wieder abzubauen. Der Körper ist wieder in der Lage, sich selbst zu regulieren und einen neuen Zustand der Balance zu finden.
Der Körper erinnert sich
In seinem Buch „Auf den inneren Arzt hören“ erklärt der amerikanische Osteopath und Doktor der Alternativen Medizin, John E. Upledger, das Phänomen der „Gewebeerinnerung“. In seinen körpertherapeutischen Behandlungen beobachtete er immer wieder eine bestimmte Abfolge von Phänomenen: Wärme, Kälte und Pulsationen im Gewebe, Muskel- und Organbewegungen, Reaktionen des vegetativen Nervensystems sowie emotionales Erleben.
Das Auftreten dieser „Entladungen“ leitete nach Upledger immer auch eine heilsame Veränderung im Inneren des Patienten ein: eine fühlbare Entspannung des Körpergewebes und ein Nachlassen der Schmerzen. Manchmal wurden Gefühle der Angst, Wut oder Traurigkeit beschrieben und es konnten Erinnerungen an Ereignisse auftreten, die möglicherweise auf das betroffene Gebiet eingewirkt und Spannung erzeugt hatten.
Seine Erklärung dafür war, dass beim Einwirken einer „verletzenden Kraft“ – ob psychisch oder physisch - eine erhöhte Muskelspannung und Gewebe-veränderungen entstehen, die der Körper dann entweder wieder normalisieren und entladen oder aber kompensieren muss. Ist das verletzende Ereignis zu gewaltig oder eines von viel zu vielen, dann wird die Anpassungsanforderung an den Körper so hoch, dass sich deutliche Störungen entwickeln.
Upledger nannte diesen Mechanismus das „somato-emotionelle Gedächtnis“, welches er mittels Berührungsimpuls dazu animierte, sich zu entladen, d.h. die Spannung aufzulösen und sich damit wieder zu normalisieren.
Körper "Arbeit"
Am Anfang einer osteopathischen Therapie steht immer eine ausführliche Anamnese.
Nicht nur Röntgenbilder und andere Untersuchungsbefunde können helfen, das Wesen der Funktionsstörung genauer zu erforschen. Besonders aufschlussreich ist die Biografie des „Systems Mensch“: angefangen bei der eigenen Geburt, liefern Informationen über kindliche Entwicklungsverläufe, durchgemachte Erkrankungen, Unfälle und Operationen und nicht zuletzt auch erfahrene Krisen und Traumatisierungen, erste Ansätze für die Behandlung.
Die Dauer und Frequenz der einzelnen Sitzungen, sind individuell abhängig vom Beschwerdebild und der Reaktion des Körpers. Veränderungen des Zustands beeinflussen den Behandlungsrhythmus während der laufenden Therapie. Grundsätzlich geht man davon aus, dass sich nur ca. 20 Prozent der Behandlung tatsächlich auf der Liege ereignen. Die restlichen 80 Prozent erfolgen in den nächsten drei Tagen bis vier Wochen danach, im Sinne einer Reaktion des Körpers auf die vom Therapeuten gegebenen Impulse. Erstverschlimmerungen sind möglich, sollten aber nach 72 Stunden weitestgehend abgeklungen sein. Weitere therapeutische Maßnahmen zur selben Zeit (so nicht unbedingt erforderlich) sind möglicherweise eher kontraproduktiv, ebenso sollte sportliche Betätigung für drei Tage ausgesetzt werden.
Nach der Behandlung muss der Körper die Gelegenheit erhalten, sich auf die erwünschten Regulationsprozesse zu konzentrieren und mit viel Flüssigkeit versorgt werden.