"Ein jeder Klang aus voller Seele, ist eine wirkungsvolle Tat." (Lorenz Kellner, Pädagoge)

FrauenGesänge
Die Befreiung der Stimme

Die Stimme ist unser ureigenes Instrument. Sie befähigt uns zu vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten - ob gesprochen oder gesungen: unsere Stimme gibt uns die Möglichkeit gehört zu werden, uns selbst und andere zu hören, unsere eigene Wirkung zu spüren. Die Arbeit mit der Stimme erreicht Ebenen in uns, die auf normales Sprechen nicht reagieren. So können auch unterdrückte Gefühle und Energien aktiviert und freigesetzt werden. Wir kommen in Kontakt mit Wut, Trauer, Angst und Freude, erleben uns selbst kraftvoll, gefühlvoll, zart, durchdringend, laut und leise. 

Unsere Stimme ist der Spiegel unserer Emotionen. Sie kann verhalten und gepresst klingen oder voluminös einen ganzen Raum füllen. Die Befreiung der Stimme wird in der Musiktherapie als wichtiger Schritt zur Selbstheilung und Selbstbestimmung gesehen.

Die Heilkraft der Gesänge

Heilende und heilige Gesänge gibt es in allen Kulturen. In den spirituellen Praktiken Asiens spielt das Singen von Mantren eine große Rolle. Durch das monotone Intonieren und ständige Wiederholen heiliger Silben, soll eine energetische Wirkung erzeugt werden. Besonders schön beschreibt dies die sehr alte japanische (und vermutlich schamanische) Praxis der "Kotodama-Meditation". Was durch das Intonieren der Mantren entsteht, wird Kotodama genannt, was soviel bedeutet wie die "Magie der Worte". Kotodama ist die spirituelle Kraft der Worte, es ist das Herz und der Atem in den Silben, der den Worten innewohnende Geist, um Dinge geschehen zu lassen und die Realität zu beeinflussen. Wenn das Mantra die magische Formel ist, dann ist Kotodama die Magie der Töne, die erzeugt wird, wenn der Zauberspruch intoniert wird und dabei eine bestimmte energetische Vibration hervorruft.

Die Töne bilden spezielle Muster, um bestimmte Bewusstseinszustände zu erzeugen, die wir auf einer energetischen Ebene erfahren können, da Geist und Energie sich miteinander verflechten. Das letztendliche Ziel dieser Laut-Meditation ist es, unsere Verbundenheit mit dem Universum zu realisieren.

In den spirituellen Lehren Japans begegnen wir den „Drei Mysterien“ – San Mitsu. Diese sind Körper, Geist und Sprache. Der Körper ist physisch: Wir können ihn sehen, wir können ihn fühlen, wir können ihn anfassen. Der Geist ist sehr subtil: Wir können ihn nicht sehen, nicht fühlen und ihn auch nicht berühren. Die Sprache hingegen ist weniger physisch als der Körper und weitaus weniger abstrakt als der Geist: Wir können sie hören und ihre Vibration auch fühlen. Für die meisten Menschen ist es sehr schwierig mit dem Geist zu arbeiten, weil er so wenig greifbar ist. Sprache bzw. Gesänge können eine Brücke zwischen Körper und Geist sein.

"Ein Lied kann eine Brücke sein"

Das sang unvergleichliche Joy Flemming im Jahr 1975. "Ein Lied kann eine Brücke sein und jeder Ton ist wie ein Stein. Er macht Dich stark und fest. Du kannst darüber gehen, andere verstehen." Ganz abgesehen von Anrufungen, Lobpreisungen und rituellem Zeremoniell, kann es sehr heilsam sein, in Gesängen persönliche Themen in Worte zu fassen und sie mit dem uns inhärenten Klang zum Ausdruck zu bringen. Es gibt Techniken, wie jeder und jede ganz leicht den Zugang zu kurzen ausdruckstarken Texten mit einfachen Melodien finden kann. Trommeln, Rasseln und Zimbeln sind einfache und wirkungsvolle Begleitinstrumente. Besonders viel Spaß macht das Kreieren und Formen von neuen oder bestehenden Gesängen in der Gruppe und in Interaktion miteinander. Sehr kraftvoll ist es auch, wenn die Gruppe sich mit einem besonderen Thema beschäftigt und jede Teilnehmerin dann ihre individuelle gesungene Interpretation dazu findet.

In den unregelmäßig stattfindenen Workshops können sowohl bestehende Gesänge aufgegriffen und erforscht werden, als auch neue Melodie- und Wortgebilde entstehen. In den letzten Jahren wurden die Themen "FrauenPfade",  "Klang der Rauhnächte" und "Gesänge für ein Frauenleben" mit viel Hintergrundinformationen, Freude und Ideenreichtum, stimmgewaltig interpretiert.